Landschaften + Menschen

Die riesigen, zum Teil fast menschenleeren Gebiete um das Ochotskische Meer bis zur chinesischen Grenze am Amur nennen die Russen den Fernen Osten.

Drei Jahre nach dem Fall der Mauer und nochmals 1995 habe ich einen Teil dieser Gebiete besucht. Erschreckend war das Ausmaß des Raubbaus an den Wäldern, in denen auch der Sibirische Tiger lebt, durch koreanische und japanische Aufkäufer. Im Gegenzug kamen mit den Fracht- und Fährschiffen tausende alter Autos nach Fernost.

Die Bäume wachsen sehr langsam. Ich habe gefällte Bäume gesehen, die nicht mal zehn Zentimeter Durchmesser hatten, aber über 100 Jahre alt waren. Bei einer sehr langen Wanderung quer durch die Tundra folgten wir einer Fahrspur. Unser russischer Begleiter, ein Berufsjäger, erklärte uns, dass er vor zwölf Jahren im Winter diesen Track mit einem Kettenfahrzeug gelegt habe. Die Zerstörung der Vegetation sah noch recht frisch aus.

Ein Freund dieses Berufsjägers, der in einer Tagebaugoldmine arbeitete, fuhr uns mit seinem Dreiachser-LKW mehr als zweihundert Kilometer durch die unwegsame fernöstliche Taiga zu einer Hütte unseres Begleiters Viktor.

Zwischen der Insel Sachalin und dem Festland ist das Meer zum Teil sehr flach. In diesen drei bis fünf Meter tiefen Gewässern gibt es den Stör. Es werden Netze bis auf den Grund ausgelegt, und darin verfangen sich diese großen Fische. Für zwei Flaschen Wodka durften wir ein Stück Netz hochziehen. Drei Störe waren im Netz. Zwei von ihnen waren aber schon solange tot, dass sie in Verwesung übergingen. So blieb uns nur einer. Nach heimischer Art zubereitet schmeckt gebratener Stör sehr gut, eine Delikatesse.

 Die Menschen, die ich getroffen habe, waren sehr herzlich und bereit, alles mit dem Gast zu teilen vom Bett bis zu den mühsam gesammelten Heidelbeeren, gelegentlich auch die nicht unerheblichen Mengen Wodka.